
Brasilien
Brasilien ist das größte Land Südamerikas, flächenmäßig der fünftgrößte und in Bezug auf die Einwohnerzahl (ca. 215,3 Millionen)der sechstgrößte Staat der Erde. Mit einem Bruttonationaleinkommen von umgerechnet rund 1.753 Milliarden US-Dollar (2022) zählt Brasilien zu den weltweit größten Volkswirtschaften. Nichtsdestotrotz leiden rund 33 Millionen Brasilianer*innen an Hunger. Brasilien nimmt im Human Development Index 2023 Platz 89 von 193 Staaten ein.
Projektstandort São Lourenço do Sul
São Lourenço do Sul liegt etwa 200 km südlich von Porto Alegre im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul und ist mit etwa 45.000 Einwohnern eine Kleinstadt und ein Badeort am Westufer der Lagune Lagoa dos Patos. Die Stadt wurde von deutschen Einwanderern gegründet und wird noch heute von zahlreichen Deutschbrasilianern bewohnt.

Patenschaftsfonds
Seit 2010 besteht das Patenschaftsprogramm für 75 Kinder aus besonders benachteiligten Familien. Zuvor gab es ein sehr ähnliches Programm 10 Jahre lang in der Kleinstadt Turucu. Seit Vereinsgründung 1999 ist die Projektbetreuerin vor Ort Dipl.Psychologin Elsa Timm.
Die Pateneltern unterstützen „ihre“ Kinder mit 150 Euro im Jahr. Dieses Geld kommt in einen Fonds und wird von Elsa Timm verwaltet.
Von diesem Geld bekommen die Kinder und ihre Familien über den Monat verteilt Lebensmittelpakete, die sie bei örtlichen Händlern abholen dürfen. Frische Milch, Obst und Gemüse sind hierbei ganz wichtig. Die Händler stellen die Pakete in Absprache mit Elsa Timm zusammen. Hierbei wird versucht, viele Produkte bei kleinen ortsansässigen Bauern zu beziehen. Sie sind meist günstiger und die Kleinbauern werden so unterstützt. Elsa Timm hat Jahrzehnte bei der Stadt São Lourenço gearbeitet und ist dort sehr gut vernetzt. So findet sie auch die Kinder und Familien, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Alle Patenkinder sind unter 7 Jahre alt, denn, wenn sie in die Schule kommen, erhalten sie eine warme Mahlzeit und ihr Tagesablauf erhält eine kleine Struktur. Die Familien bekommen kein Bargeld ausgehändigt, wenn sie in das Programm aufgenommen werden, müssen sie aber regelmäßig an Elternversammlungen teilnehmen. Hier werden Themen wie Erziehung, Umgang mit Gewalt, sexueller Missbrauch, Drogen und Alkohol, Hygiene, Umweltbewusstsein angesprochen. Teenagerschwangerschaften sind ein großes Problem. Elsa Timm hilft den Familien oft auch beim Stellen von Anträgen, viele können nur schlecht lesen und die sich ständig ändernden Vorschriften und Regeln sind nur schwer zu verstehen.
Kinder-Nothilfe/Notfonds
Seit 2010 wird Dipl. Psychologin Elsa Timm, die auch unsere 75 Patenkinder betreut, mit einem Notfonds unterstützt:
Bei den regelmäßigen Besuchen oder Zusammenkünften von Elsa Timm, bei den betreuten Patenkindern, stößt sie immer wieder auf ganz unterschiedliche Notsituationen. Manchmal hat das Kind kein richtiges Bett, ein andermal regnet es ins Haus oder die Eltern haben kein Geld für eine notwendig gewordene Brille. Bei Krankheiten fehlt oft das Fahrgeld für den Besuch beim Facharzt in der nächsten Stadt. Manchmal bekommen die Eltern ein kleines Taschengeld für ein Vesper und etwas zu trinken für die lange Anfahrt. Elsa Timm sieht die Not, kann aber wegen ihrer beschränkten finanziellen Mittel nicht helfen. Meist handelt es sich um kleine Summen, die benötigt werden, die aber von entscheidender Bedeutung für die Betroffenen sind.
Mit ca. 3.500 Euro im Jahr wird den Kindern und ihren Familien seit über 10 Jahren unbürokratisch und kurzfristig im Rahmen der Kinder-Nothilfe erfolgreich geholfen werden.
Elsa erzählt von einem 16-jährigen Mädchen, deren 3-jähriger Sohn in das Patenschaftsprogramm aufgenommen wurde und finanzielle Hilfe aus dem Kindernotfonds bekommen hat:
Das Mädchen selbst wurde ab dem 10. Lebensjahr ca. 2 Jahre lang vom Stiefvater sexuell missbraucht. Als ein Arzt ihre Schwangerschaft feststellte, kam der Missbrauch ans Licht und die Mutter des Mädchens rannte nach Hause, nahm ein Messer und versuchte den Stiefvater auf der Arbeit zu erstechen. Sie wurde zurückgehalten, die Polizei kam und der Stiefvater kam ins Gefängnis. Dort starb er wenige Monate später an den sexuellen Misshandlungen seiner Mitinsassen. Laut Elsa gibt es in brasilianischen Gefängnissen die Regel, dass Männer, die Kinder sexuell missbrauchen, am eigenen Körper spüren müssen, was es heißt, sexuell missbraucht zu werden. Das Mädchen lebt mit ihrem Sohn bei der Mutter, die selbst kein Geld hat. Die junge Mutter müsste dringend zu einer Psychotherapeutin und braucht Medikamente. Sie hat keine Hoffnung auf eine positive Zukunft und sie hat keine Freundinnen mehr, die Mutter lässt sie kaum aus den Augen. Elsa Timm hilft der Familie so gut sie kann mit Lebensmitteln und durch den Notfonds. Das Mädchen geht gerne in die Schule, Elsa zahlt das Schulmaterial und führt inzwischen regelmäßig Gespräche mit ihr, zu denen sie stets pünktlich und zuverlässig kommt. Der Staat finanziert eine einzige Therapiestunde im Monat, was natürlich viel zu wenig ist. Vielleicht kann die junge Frau durch unsere Hilfe die Schule beenden und wieder Mut fassen ihr Leben in den Griff zu bekommen.“