Peru
Im Norden Perus, inmitten der Sechura-Wüste, schmiegt sich die Stadt Piura an den gleichnamigen Fluss. Die Möglichkeit, mit Hilfe des Flusswassers Landwirtschaft zu betreiben, hat Piura entstehen und wachsen lassen, sodass dort aktuell knapp eine halbe Million Menschen lebt. Den Erwartungen vieler Zugezogener zum trotz lebt ein großer Teil der dortigen Bevölkerung ohne sicheren Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung und nur schlechten Chancen auf Bildung. Um ihre Familien zu unterstützen, müssen viele Kinder daher bereits in jungen Jahren arbeiten und bekommen kaum Gelegenheit, eine würdige Kindheit zu erleben. Als Reaktion auf diese gravierenden Missstände wurde vor 23 Jahren eine Nichtregierungsorganisation namens „Zentrum zur Unterstützung von arbeitenden Kindern und Jugendlichen“, kurz CANAT, gegründet. Seitdem setzt sich CANAT dafür ein, Kindern zu ihren Rechten auf Identität, Gesundheit, Bildung und körperliche Unversehrtheit zu verhelfen. Diese Kinder bekommen damit Stück für Stück die Gelegenheit, Freude am Leben zu entwickeln.
CANAT verfolgt dabei einen möglichst ganzheitlichen Ansatz, der sich in drei Ebenen gliedern lässt: Persönlichkeitsentwicklung, Bildung und gesellschaftliche Verantwortung. Jedes Kind wird stets als Teil der Familie betrachtet, um maßgeschneiderte Unterstützung leisten zu können. Dafür sind enge Absprachen und gute Kommunikation mit den Eltern notwendig, was oft keine leichte Aufgabe ist. Eltern dazu zu bewegen, ihre Kinder, deren Arbeitskraft für die Familie essenziell ist, zur Schule zu schicken, bedeutet oft zähes Ringen, die Suche nach Kompromissen und ggf. punktuell finanzielle Unterstützung.
„Ich setze mich dafür ein, dass anderen Frauen die gleichen Chancen bekommen, dich ich habe. Diese Arbeit gibt meinem Leben einen Sinn. (Gabriela Rentaría, Direktorin von CANAT)“
Konkret beginnt die die Arbeit CANATs oft dabei, Ausweisdokumente zu beantragen, damit die Kinder Zugang zur gesetzlichen Krankenversicherung bekommen und sich an staatlichen Schulen einschreiben können. Darüber hinaus begleitet ein Team aus PsychologInnen und SozialarbeiterInnen die Kinder individuell und kann auch im Falle von häuslicher Gewalt Hilfe leisten. Außerdem stehen für alle teilnehmenden Kinder Workshops zu Themen wie Selbstwahrnehmung, Sexualkunde, gesellschaftlicher Verantwortung und Umweltschutz auf dem Programm, welche die MitarbeiterInnen CANATs über das Jahr verteilt organisieren. Die Kinder werden meist mehrere Jahre lang begleitet, was im besten Fall zu einer abgeschlossenen Berufsausbildung, einer sicherer Arbeit und einem gesunden Selbstbewusstsein führt.
„Ich arbeite bei CANAT aus Liebe zu den Menschen“ (Vivian, Sozialarbeiterin)
Im Zuge der Pandemie hat CANAT sich umstrukturiert. Während früher viele Angebote in Lokalitäten der Organisation angeboten wurden, konzentriert sich die Arbeit nun auf die Begleitung der Kinder in ihrer schulischen und Beruflichen Laufbahn. Dafür arbeitet CANAT eng mit staatlichen Schulen zusammen, vermittelt Kontakte, stellt Lehrmaterialien zur Verfügung und greift ein, falls die Kinder auf einmal nicht mehr zum Unterricht erscheinen. Daneben betreibt CANAT weiterhin eine seit vielen Jahren gewachsene Ludoteca. Dies ist ein Ort an den Kinder jeden Tag drei Stunden kommen können und dort spielerisch Werte vermittelt bekommen, die einem friedlichen Miteinander dienen.
Das kleine aber hochmotivierte Team, das bei CANAT arbeitet, verfolgt eine gemeinsame Mission: Sie begleiten Menschen auf ihrem Weg hin zu einem würdigen Leben. Dies ist Hilfe zur Selbsthilfe im wörtlichen Sinne.
In Walldorf wird das Projekt in Peru von Oliver Tuscher und Matthias Gramlich betreut.