Chile

Nicht nur zum Brände löschen – Feuerwehrauto für Chile

Rot, PS-stark und bei Bedarf ganz schön laut – das Tanklöschfahrzeug der Freiweilligen Feuerwehr St. Leon. 

Am 26.11.2019 beschloss der Gemeinderat von St. Leon-Rot einstimmig, dass das Fahrzeug nach dessen Ausmusterung im Jahr 2021 nach Chile gespendet wird. Eine riesen Freude! Denn bereits während des Besuches des Honorarkonsuls Andreas Schick, der sich auch bei der Gemeinde St. Leon-Rot persönlich vorstellte, wurde eines deutlich: Das Fahrzeug wird gebraucht um Brände zu löschen, aber darüber hinaus hat es einen sozialen Auftrag. Ein Feuerwehrfahrzeug und ein sozialer Auftrag? Ja, die Spende bewirkt einiges.

Doch zunächst zu den Bränden: Wege sind in Chile oft weit, auch im Notfall. Durch große Entfernungen, schlechte Straßen und durch fehlende bzw. mangelnde Ausrüstung erreichen die Feuerwehrleute häufig viel zu spät den Einsatzort, zum Teil mit verheerenden Konsequenzen. Feuerwehren sind in Chile zum größten Teil als freiwillige Feuerwehren organsiert, die finanziellen Mittel sind dementsprechend gering. Das gespendete Löschfahrzeug stellt daher einen wahren Segen für die Einsatzleute der Freiwilligen Feuerwehr in Chile dar. Sie können zukünftig den Unglücksort schneller und besser ausgerüstet erreichen, denn zum einem ersetzte das Fahrzeug ein stark überaltertes Einsatzfahrzeug und zum anderem wird aufgrund der Spende aus St. Leon-Rot eine komplett neue Feuerwehrwache gegründet. Diese wird direkt im Einsatzgebiet liegen und erlaubt so den Freiwilligen einen schnellen Zugriff. Die noch zu gründende Feuerwache wird sich „Deutsche Kompanie“ nennen.

Und nun zum sozialen Zweck: Auch in Chile leistet die Freiwillige Feuerwehr eine wichtige Jugendarbeit. Prävention ist hierbei ein zentrales Stichwort. Insbesondere in ärmlicheren Regionen werden Jugendliche gezielt angesprochen. Es soll gelernt werden, Konflikten aus dem Weg zu gehen, Gewalt zu vermeiden und zu erkennen, dass Alkohol- und Drogenkonsum keine Lösung darstellen. Nebenbei erhalten die Jugendlichen selbstverständlich eine Ausbildung zum Feuerwehrmann, welche ihnen grundlegend Ordnung, Disziplin, Respekt und Teamfähigkeit vermittelt. Darüber hinaus fühlen sich die Jugendlichen zugehörig, finden so eine zweite Familie und sind stolz auf darauf. Die Perspektiven der Jugendlichen verbessern sich durch die aktive Jugendarbeit der freiwilligen Feuerwehren erheblich: Schul- oder Studienstipendien werden erreichbarer, die beruflichen Möglichkeiten multiplizieren sich.

Ein Löschfahrzeug ist recht und gut, aber was wenn es an Einsatzkleidung mangelt? Dann ganz nach der Devise: Freiwillige Feuerwehren helfen sich, auch international! Durch gezielte Kontaktaufnahme (ein großes Dankeschön an den Kreisbrandmeister des Landeskreises KA Jürgen Bordt!) konnte Einsatzkleidung beschaffen werden – von der Hose bis zur Jacke ist alles dabei. Die Kleidung ist zwar gebraucht, aber in hervorragendem Zustand und die Lieferung war ebenfalls inklusive.

Ein herzliches Dankschön an dieser Stelle an die Freiwillige Feuerwehr Waldbronn-Reichenbach, die ihre Einsatzkleidung zur Verfügung gestellt hat und den Transport nach St. Leon-Rot durch zwei sympathische Feuerwehrmänner organisiert hat. Muchas gracias!
Auch eine bayrische Feuerwehrkompanie hat mittlerweile Kontakt aufgenommen.  Einsatzkleidung soll von dort über St. Leon-Rot ebenfalls nach Chile gespendet werden. Das sind dich super Nachrichten, oder?

Es erfüllt uns mit Freude, dass wir in diesem Fall zunächst als Vermittler tätig werden konnten und dadurch allein bereits Wichtiges bewirken: Brände können schneller gelöscht werden und Jugendliche erfahren Unterstützung. Das klingt nach einem hervorragenden Deal oder besser gesagt Gewinn. Doch die Überlegungen gehen bereits weiter: Wenn die Feuerwehrwache gegründet, das Fahrzeug samt Einsatzkleidung in Chile ist, dass wäre dies eventuell der Start für ein neues Projekt der inklusiven Kinder- und Jugendförderung in Chile.